Deutschlands Wirtschaft droht ein gefährlicher Stillstand. Fachkräfte fehlen, doch gleichzeitig wenden sich immer mehr junge Menschen von der Ausbildung ab. Laut Medienberichten soll sogar jeder 5. junge Erwachsene keinen Abschluss in einem Beruf haben.
Ein Engpass mit wachsender Sprengkraft
In Deutschland spitzt sich der Fachkräftemangel dramatisch zu. Während Unternehmen händeringend nach qualifiziertem Personal suchen, rücken immer weniger junge Menschen nach. Laut einer Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung fehlen allein im Gesundheitswesen über 47.000 Fachkräfte. Das ist der größte Engpass in einer Branche, die essenziell für das Funktionieren der Gesellschaft ist. Doch nicht nur Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen kämpfen: Auch der Einzelhandel, die Fleischverarbeitung und der Maschinenbau stehen vor tiefgreifenden Problemen. Jeder 5. junge Erwachsene steht demnach ohne Abschluss da.
Die Gründe sind vielfältig. Der demografische Wandel sorgt dafür, dass immer mehr Beschäftigte aus den geburtenstarken Jahrgängen in den Ruhestand gehen. Bis 2027 könnten die wirtschaftlichen Verluste durch die Fachkräftelücke auf 74 Milliarden Euro steigen. Gleichzeitig wird prognostiziert, dass allein im Maschinenbau bis 2034 ein Viertel der Belegschaft aus Altersgründen ausscheidet. Das sind fast 300.000 Arbeitskräfte, die nicht so einfach zu ersetzen sind.
Die Jugend ohne Abschluss – ein ungelöstes Dilemma
Hinzu kommt eine alarmierende Entwicklung: Immer mehr junge Erwachsene in Deutschland verfügen über keinen Berufsabschluss. Der Berufsbildungsbericht der Bundesregierung nennt eine Rekordzahl von 2,86 Millionen Menschen im Alter von 20 bis 34 Jahren, die keine formale Qualifikation haben – fast jeder Fünfte. Währenddessen beklagen Betriebe, dass der Aufwand für die Ausbildung von Nachwuchskräften zu hoch sei. Komplexe Anforderungen wie die Strukturierung eines betrieblichen Ausbildungsplans oder zusätzliche bürokratische Pflichten schrecken viele Unternehmen ab. Andere wiederum betonen, dass der Fachkräftemangel in Deutschland hausgemacht sein soll.
Die Politik hat mit Maßnahmen wie der „Ausbildungsgarantie“ reagiert, die seit April 2024 zusätzliche Fördermöglichkeiten und außerbetriebliche Ausbildungsplätze bereitstellt. Dennoch bleibt die Umsetzung schleppend, und der Vorschlag einer Ausbildungsplatzabgabe, bei der Betriebe, die nicht ausbilden, finanziell zur Verantwortung gezogen würden, ist bis heute umstritten. Die Folgen des Fachkräftemangels sind bereits spürbar. Überlastung und steigender Druck in Betrieben führen dazu, dass auch bestehendes Personal zunehmend ausfällt. Ohne eine gezielte Förderung von Aus- und Weiterbildung droht eine Abwärtsspirale, die die deutsche Wirtschaft nachhaltig schwächen könnte.