Chinas Rolle als lukrativer Standort für europäische Unternehmen scheint zunehmend ins Wanken zu geraten. Der aktuelle Bericht der EU-Handelskammer in China zeichnet ein düsteres Bild. Die einst starke Anziehungskraft des Landes nimmt ab. Das sorgt nun dafür, dass China von ausländischen Unternehmen Konsequenzen fürchten muss. Jens Eskelund, Präsident der EU-Handelskammer, äußerte in Peking, dass immer mehr Unternehmen die Risiken ihrer Investitionen in China gegen die erzielten Gewinne abwägen. Oftmals mit ernüchterndem Ergebnis. Vor allem das Fehlen von Reformen und anhaltende Unsicherheiten belasten das Vertrauen europäischer Firmen.
Die Wirtschaft in China kämpft weiterhin mit den Nachwehen der Corona-Pandemie, was sich stark auf den inländischen Konsum und den Marktzugang auswirkt. Zusätzlich werden viele Unternehmen durch unklare Gesetze verunsichert, insbesondere im Bereich der nationalen Sicherheit. Diese undurchsichtigen Vorschriften zwingen zahlreiche Firmen zu höheren Ausgaben für rechtliche Beratung und verstärken die Sorge um die eigene Zukunft im Land. Eskelund vergleicht die Situation mit einem „Long Covid“ der chinesischen Wirtschaft, die sich nicht vollständig erholt hat.
China bleibt wichtiger Markt
Trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen bleibt China für einige Branchen, wie die Automobil- und Chemieindustrie, ein unverzichtbarer Markt. Dennoch prüfen immer mehr Unternehmen, ob sie ihre Produktionsstätten teilweise in andere asiatische Länder wie Indien oder Vietnam verlagern sollten, um ihre Abhängigkeit von China zu reduzieren. Zwar gibt es bislang keinen massenhaften Rückzug europäischer Firmen, doch viele warten ab und beobachten die wirtschaftliche Entwicklung des Landes genau. Rund ein Drittel der Unternehmen zeigt sich unsicher, ob sie weiterhin in China investieren sollen.
Auch die deutsche Industrie blickt skeptisch auf ihre Aktivitäten im Land der Mitte. Zwar gibt es nach wie vor Potenziale auf dem chinesischen Markt, doch die Kosten und Risiken steigen. Eine Umfrage der EU-Handelskammer ergab, dass noch nie zuvor so viele Unternehmen ihre Geschäftsaussichten in China pessimistisch eingeschätzt haben. Ohne konkrete Reformen, die das Vertrauen in den Standort stärken, könnten die wirtschaftlichen Spannungen zwischen China und der EU zunehmen. Sollte sich die Lange langfristig in China nicht verbessern, so müssen Unternehmen wohl über Konsequenzen nachdenken, so die Experten.