Das ESG-HR-Barometer 2024 zeigt es. Nachhaltigkeit und ihre Berichterstattung gewinnen an Bedeutung, doch viele Unternehmen stehen erst am Anfang und so bleibt es ein Randthema. Viele Personalabteilungen stehen fragend der Thematik gegenüber.
HR-Abteilungen oft noch ratlos
Die Nachhaltigkeitswelle rollt über die Unternehmen hinweg, und die Anforderungen der ESG-Berichterstattung rücken dabei immer stärker in den Fokus. Doch wie gut sind Unternehmen wirklich vorbereitet? Das neueste ESG-HR-Barometer des Instituts für Personalforschung an der Hochschule Pforzheim gibt Aufschluss. Über 230 Unternehmen aus verschiedenen Branchen teilen ihre Perspektiven zur Rolle von HR im Nachhaltigkeitskontext. Die Erkenntnisse zeigen klar, dass HR-Abteilungen hier noch häufig orientierungslos agieren, obwohl sie in der Pflicht stehen, Nachhaltigkeitsaspekte strategisch zu begleiten und aktiv zu integrieren. Zudem scheint die Nachhaltigkeit daher auch in den Hintergrund zu rücken und ein Randthema zu bleiben.
Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen hat sich bisher nur oberflächlich mit der ESG-Berichtspflicht auseinandergesetzt. Besonders alarmierend: Rund 14 Prozent der Unternehmen, die berichtspflichtig sind, haben sich bisher gar nicht damit befasst. Das Resultat ist ein akuter Handlungsdruck, der viele HR-Teams zur reinen Schadensbegrenzung zwingt, anstatt eine vorausschauende Strategie zu entwickeln. Nur sechs Prozent der Befragten sehen ihren HR-Bereich derzeit als ausreichend vorbereitet – ein geringer Wert, der die Dringlichkeit für mehr Fachkompetenz und Ressourcen unterstreicht.
Gefühl zur ESG: eher gemischt
Für viele HR-Verantwortliche stellt ESG noch eher eine Belastung als eine Chance dar. Fast ein Fünftel empfindet die neuen Anforderungen sogar als deutlichen Stressfaktor, während nur ein Bruchteil die Möglichkeit erkennt, hier proaktiv Einfluss zu nehmen. Dabei zeigt sich deutlich – Je größer das Unternehmen, desto leichter fällt es ihm, die Nachhaltigkeitsagenda als strategisches Element zu nutzen. Gerade kleine und mittlere Unternehmen fühlen sich durch die komplexe und ressourcenintensive Berichterstattung eher überfordert, was sich in einem defensiven Umgang mit dem Thema widerspiegelt.
Erschwerend kommt hinzu, dass es in vielen HR-Bereichen an Zeit und Know-how fehlt, um den Anforderungen gerecht zu werden. Statt auf externen Rat zu setzen, beabsichtigen jedoch mehr als die Hälfte der Unternehmen, interne Kompetenzen im Bereich ESG aufzubauen. Dies ist eine positive Entwicklung, die den langfristigen Wandel unterstützen könnte. Doch um eine ganzheitliche Integration zu erreichen, benötigt HR auch eine klarere strategische Ausrichtung.
Das Barometer hebt vier mögliche Rollen hervor, die HR im ESG-Prozess einnehmen kann, von der datengetriebenen Unterstützung bis hin zur aktiven Strategiegestaltung. Viele Unternehmen setzen dabei noch stark auf HR als „Datenlieferanten“, doch der Bedarf, HR zu einem aktiven Mitgestalter in der Nachhaltigkeitsstrategie zu machen, wächst – nicht zuletzt, weil ESG zunehmend zum Wettbewerbsvorteil wird.