Die Künstliche Intelligenz revolutioniert das Controlling – von Prozessoptimierungen bis zu dynamischen Prognosen. Welche Chancen und Herausforderungen stehen der Branche bevor? Was müssen Unternehmen nun tun, um Schritt zu halten?
KI im Controlling: Zwischen Innovation und Skepsis
Auf der 4. Jahreskonferenz für Performance-Management und Controlling zeigten sich Controller und Wissenschaftler gleichermaßen fasziniert und vorsichtig. Die Potenziale Künstlicher Intelligenz (KI) könnten das Controlling grundlegend verändern, aber auch Herausforderungen mit sich bringen. Diskussionen drehten sich um die Frage, wie Unternehmen digitale Lösungen am besten integrieren und welche Auswirkungen KI auf die tägliche Arbeit der Controller haben könnte. Während KI-betriebene Tools wie Process Mining Prozesse effizienter machen sowie Schwachstellen frühzeitig erkennen lassen, herrscht auch die Sorge, dass menschliche Expertise zunehmend durch Maschinen ersetzt wird. Doch wie mehrere Referenten betonten, bleibt die Rolle des menschlichen Controllers wichtig und wird sich eher strategisch als überflüssig entwickeln.
Emese Weissenbacher, Finanzchefin bei Mann+Hummel, setzt auf Process Mining, um ihre Finanzprozesse umfassend zu analysieren und Engpässe frühzeitig zu identifizieren. Die dabei genutzten digitalen Datenpunkte geben Echtzeiteinblicke und ermöglichen es, Prozessketten direkt zu optimieren. Weissenbacher unterstrich, dass Controller keinesfalls überflüssig werden; vielmehr gelte es, sich auf die neuen Möglichkeiten einzulassen und aktiv in die Transformation einzubringen. Axel Wachholz von Phoenix Contact vergleicht die Budgetierung im Controlling sogar mit dem „iPhone“ – einem Kernprodukt, das neu definiert und technisch weiterentwickelt werden muss. Neue Technologien im HR zeichnen sich ebenfalls ab.
Praktische Anwendungen: Von Chatbots bis zu dynamischen Forecasts
Die Praxis zeigt, wie unterschiedlich Unternehmen KI nutzen, um ihre Finanzprozesse anzupassen und zu modernisieren. Nestlé experimentiert mit einer generativen KI, die Konsumentenprofile erstellt und sogar Bilder für Marketingmaterialien generiert. Für Finanzfragen hat Nestlé einen Chatbot etabliert, der Mitarbeitende bei Routinefragen unterstützt und so Zeit für strategische Aufgaben schafft. Auch Adidas wagt mit einer Umstellung auf ein schnelles Planungssystem neue Wege. Hier sollen Meetings in kurzen Abständen Einblicke in aktuelle Entwicklungen ermöglichen und schnelle Entscheidungen erleichtern.
BASF verfolgt einen längerfristigen Ansatz. Der Konzern setzt bei der Liquiditätsplanung auf einen Algorithmus, der auf zehn Jahre zurückblickt und fortlaufend sich mit aktuellen Daten aktualisiert. Der Algorithmus ermöglicht genauere und flexiblere Prognosen als die bisherigen Excel-Tabellen und hilft, Liquidität strategisch zu steuern. Doch auch hier betonen die Verantwortlichen, dass diese KI-gestützten Systeme regelmäßig aktualisiert und durch menschliche Entscheidungen ergänzt werden müssen.
In den Podiumsdiskussionen wurde schließlich klar, dass KI im Controlling in naher Zukunft eine zentrale Rolle spielen wird, aber nicht ohne menschliche Führung und sorgfältigen Umgang. Künstliche Intelligenz kann Fachkräftemangel ausgleichen und den Arbeitsalltag im Controlling erleichtern – jedoch nur, wenn sie gezielt und verantwortungsbewusst eingesetzt wird.