In einer überraschenden Entscheidung kündigte Volkswagen im September 2024 mehrere Tarifverträge mit der IG Metall. Diese Entscheidung betrifft unter anderem den Zukunftstarifvertrag, der betriebsbedingte Kündigungen ausschloss und seit 1994 als Schutzschirm für die Beschäftigten diente. Die Kündigungen gelten ab Ende 2024, doch durch die tarifvertragliche Nachwirkung haben beide Parteien bis Mitte 2025 Zeit, eine neue Einigung zu erzielen. Sollten Verhandlungen scheitern, könnten ab diesem Zeitpunkt betriebsbedingte Kündigungen erstmals wieder möglich sein.
Warum hat Volkswagen diese Entscheidung getroffen?
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, insbesondere die Transformation hin zur Elektromobilität und der zunehmende Wettbewerb durch Unternehmen wie Tesla und BYD, zwingen Volkswagen zu drastischen Maßnahmen. Der Konzern steht unter erheblichem Druck, die Produktionskosten in Deutschland zu senken, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Gunnar Kilian, VW-Personalchef, erklärte, dass es notwendig sei, das Unternehmen auf eine wettbewerbsfähige Kostensituation zu bringen, um in Zukunft erfolgreich investieren zu können.
Was bedeutet das für die Beschäftigten?
Für die knapp 300.000 Mitarbeiter von Volkswagen in Deutschland bedeutet die Kündigung des Zukunftstarifvertrags potenziell tiefgreifende Veränderungen. Zwar garantiert der Vertrag noch bis Juni 2025 Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen, doch ab dann könnten Entlassungen Realität werden. Zusätzlich aktiviert die Kündigung ältere Tarifregelungen, was paradoxerweise für viele Mitarbeiter eine Erhöhung des Entgelts und zusätzliche Vorteile wie eine 35-Stunden-Woche bedeuten könnte.
Reaktionen von IG Metall und Betriebsrat
Die IG Metall reagierte empört auf die Entscheidung. Daniela Cavallo, Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, sprach von einem „historischen Angriff auf die Arbeitsplätze“ und betonte, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben werde. Sie kündigte entschlossenen Widerstand an und forderte Volkswagen zu raschen Verhandlungen auf. Thorsten Gröger, IG Metall-Bezirksleiter, kritisierte die Entscheidung als „völlig unbedacht“, da sie neue Kosten in Milliardenhöhe verursachen könnte.
Ausblick: Wie geht es weiter?
In den kommenden Monaten wird es entscheidend sein, ob Volkswagen und die IG Metall zu einer neuen Einigung kommen. Während der Konzern versucht, die Kosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen, steht die Gewerkschaft für den Schutz der Arbeitsplätze. Beide Seiten sind zu Verhandlungen gezwungen, doch das Ergebnis bleibt abzuwarten. Klar ist, dass die Zukunft des Konzerns auf dem Spiel steht und eine Lösung für die Herausforderungen der E-Mobilität und die sich verändernden Märkte dringend erforderlich ist.