Fachkräfte
Chancenkarte flop: Deutschland als Arbeitgeber unattraktiv

Seit Juni gibt es die neue Chancenkarte, die mehr Fachkräfte nach Deutschland holen soll. Doch die Resonanz bleibt verhalten. Warum das Interesse geringer ausfällt als erwartet. Eigentlich sollte die Chancenkarte Deutschland als Arbeitgeber für ausländische Fachkräfte attraktiver machen.
Die Chancenkarte galt als Hoffnungsträger
Mit der Einführung der Chancenkarte im Juni dieses Jahres setzte die Bundesregierung ein Zeichen für eine modernisierte Einwanderungspolitik. Ausländische Fachkräfte sollten schneller und ohne vorherigen Arbeitsvertrag den Weg nach Deutschland finden. Dadurch sollen sie hier ein Jahr lang nach einem Job suchen können. Das System der Chancenkarte für Deutschland und deren Arbeitgeber scheint Verbesserungspotenzial zu haben.
Doch in den ersten vier Monaten nach dem Start fiel die Nachfrage überraschend gering aus. Die Bundesregierung hatte damit gerechnet, dass monatlich rund 2.500 Anträge auf die Chancenkarte gestellt würden. Doch die Realität zeigt ein anderes Bild. Von Juni bis Ende September stellten lediglich knapp 2.360 Menschen einen Antrag auf das Dokument. Das ist eine Zahl, die die Erwartungen klar verfehlt.
Das macht das Angebot so unattraktiv
Voraussetzung für die Beantragung der Chancenkarte ist eine Reihe von Qualifikationen, die für viele potenzielle Bewerber zwar anspruchsvoll, jedoch nicht unmöglich zu erfüllen sind. Neben grundlegenden Deutsch- oder fließenden Englischkenntnissen müssen die Antragsteller entweder eine zweijährige Berufsausbildung oder einen im Herkunftsland anerkannten Hochschulabschluss nachweisen.
Doch auch die besten Qualifikationen bieten keine Garantie auf eine Chancenkarte, denn etwa 15 Prozent der Anträge wurden in den ersten Monaten abgelehnt. Die von den Behörden ausgestellten 2.052 Karten gingen vor allem an Bewerberinnen und Bewerber aus Ländern wie Indien, China, der Türkei, Russland und Tunesien. Warum das Interesse so gering bleibt, wird in Kreisen der Einwanderungsfachleute und bei Arbeitgeberverbänden intensiv diskutiert. Ein häufig genannter Grund ist die Unsicherheit, die potenzielle Kandidaten mit Blick auf bürokratische Hürden und unklare Perspektiven in Deutschland empfinden.
Denn selbst mit der Chancenkarte bleibt die erfolgreiche Arbeitssuche vor Ort für viele Ausländer herausfordernd. Nicht zuletzt wegen des knappen Wohnraums und der Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt. Auch die Notwendigkeit, den Lebensunterhalt bereits vor der Einreise nachzuweisen, stellt eine Hürde dar. Ob die Chancenkarte langfristig das Potenzial hat, Deutschland zu einem attraktiveren Ziel für internationale Fachkräfte zu machen, bleibt abzuwarten. Ein Reformschritt in der Einwanderungspolitik ist sie allemal – doch die Praxis zeigt: Der Weg zu einer wirklich globalen Fachkräftemobilität ist noch weit.
