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Der Fachkräftemangel bedroht die Wirtschaft: Warum Unternehmen neue Wege im Recruiting gehen müssen

Deutschland steht weiterhin vor einer komplexen und vielschichtigen Herausforderung: dem Fachkräftemangel. Trotz einer moderaten Arbeitslosenquote von 5,3 % im Jahr 2023, was etwa 2,3 Millionen Arbeitslose bedeutet, bleiben in vielen Branchen zahlreiche Stellen unbesetzt​(diva-e).

Besonders dramatisch ist die Lage in den sogenannten MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik), wo es allein 2023 mehr als 500.000 offene Stellen gab​ (Stellenmarkt).

Wie passt dieser Widerspruch zwischen Arbeitslosigkeit und Fachkräftemangel zusammen? Ein zentraler Grund dafür ist die Qualifikationslücke: Viele der Arbeitslosen haben nicht die erforderlichen Kompetenzen, um die offenen Stellen zu besetzen. Besonders betroffen sind technisch anspruchsvolle Berufe, in denen spezialisierte Fähigkeiten gefragt sind.

 

Fachkräftemangel und Politik: Bürgergeld und Arbeitslosengeld als Teil der Lösung

Eine weitere Dimension des Problems liegt in der Ausgestaltung der sozialen Sicherungssysteme. 2023 wurde das Bürgergeld eingeführt, das das bisherige Arbeitslosengeld II (Hartz IV) abgelöst hat. Mit dem Bürgergeld verfolgt die Regierung das Ziel, Arbeitslose nicht nur finanziell abzusichern, sondern auch gezielt in den Arbeitsmarkt zu reintegrieren. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Umschulungen und Weiterbildungsmaßnahmen, um Langzeitarbeitslose besser zu qualifizieren und fit für den Arbeitsmarkt zu machen​ (Workwise).

 

Das Bürgergeld wird in der Politik jedoch auch kontrovers diskutiert. Während Befürworter argumentieren, dass es langfristig helfen kann, den Fachkräftemangel zu mildern, indem es Arbeitslose qualifiziert, sehen Kritiker die Gefahr, dass es falsche Anreize setzt und den Druck mindert, schnell eine Stelle anzunehmen. Besonders in Branchen mit unattraktiveren Arbeitsbedingungen könnte dies den Fachkräftemangel weiter verschärfen​ (Workwise).

 

Employer Branding und Social Recruiting: Innovative Lösungen für Unternehmen

In Zeiten des Fachkräftemangels müssen Unternehmen kreativ werden, um qualifizierte Mitarbeiter zu finden und zu binden. Ein zentraler Ansatz dabei ist das Employer Branding. In einer Zeit, in der Fachkräfte sich zunehmend aussuchen können, wo sie arbeiten möchten, spielt die Wahrnehmung des Unternehmens als attraktiver Arbeitgeber eine entscheidende Rolle. 70 % der Millennials und der Generation Z bevorzugen beispielsweise Unternehmen, die flexible Arbeitsmodelle wie Remote-Arbeit oder hybrides Arbeiten ermöglichen​ (diva-e).

 

Ein starkes Employer Branding hilft, nicht nur Fachkräfte anzuziehen, sondern auch bestehende Mitarbeiter zu halten. Unternehmen wie Siemens und Bosch haben dies erkannt und investieren stark in ihre Arbeitgebermarke. Sie bieten ihren Mitarbeitern umfangreiche Weiterbildungsmöglichkeiten, flexible Arbeitszeiten und eine offene Unternehmenskultur, um die Bindung der Belegschaft zu stärken und gleichzeitig neue Talente anzuziehen​ (Workwise)​(Stellenmarkt).

 

Ein weiterer wichtiger Ansatz ist das Social Recruiting, das die Vorteile der sozialen Netzwerke nutzt, um gezielt Fachkräfte anzusprechen. Plattformen wie LinkedIn, Xing, Facebook und Instagram bieten Unternehmen die Möglichkeit, direkt mit potenziellen Kandidaten in Kontakt zu treten. Dies geschieht nicht nur durch das Schalten von Stellenanzeigen, sondern auch durch das Teilen von Inhalten, die die Unternehmenskultur und Werte des Unternehmens darstellen. Beispiele hierfür sind Unternehmen wie Deutsche Telekom und SAP, die erfolgreich soziale Netzwerke nutzen, um IT-Fachkräfte zu rekrutieren und ihre Arbeitgebermarke zu stärken (Wirtschaftswissen.de).

 

Qualifikationslücken und Weiterbildung: Der Schlüssel zur Schließung der Fachkräftelücke

Ein zentrales Element zur Bekämpfung des Fachkräftemangels ist die Weiterbildung. Viele der derzeit Arbeitslosen verfügen nicht über die notwendigen Qualifikationen für moderne Berufe, insbesondere in der IT- oder Maschinenbaubranche. Um diesen Mangel zu beheben, setzen viele Unternehmen auf interne Weiterbildungs- und Umschulungsprogramme, die es Mitarbeitern ermöglichen, sich an die neuen Anforderungen anzupassen und in neue Berufsfelder zu wechseln. Ein Beispiel hierfür ist die Deutsche Telekom, die umfangreiche Schulungsprogramme anbietet, um ihre Mitarbeiter fit für die Digitalisierung zu machen​ (Stellenmarkt).

 

Doch auch die Politik versucht, hier unterstützend einzugreifen. Mit dem Bürgergeld sollen gezielt Langzeitarbeitslosequalifiziert werden, um die Qualifikationslücke zu schließen. Doch die Frage bleibt, ob diese Maßnahmen schnell genug wirken können, um den unmittelbaren Mangel an Fachkräften zu lindern. Inzwischen müssen Unternehmen daher auf internationale Rekrutierung und kreative Lösungsansätze setzen, um dem Fachkräftemangel entgegenzutreten.

Ungenutzte Potenziale: Frauen und ältere Arbeitnehmer

Ein weiterer Lösungsansatz liegt darin, bisher ungenutzte Potenziale auf dem Arbeitsmarkt zu erschließen. Obwohl die Erwerbsquote von Frauen in den letzten Jahren gestiegen ist, arbeiten rund 60 % der Frauen in Deutschland in Teilzeit, oft aufgrund fehlender Kinderbetreuungsmöglichkeiten​(Stellenmarkt).

Unternehmen können hier ansetzen, indem sie flexiblere Arbeitszeitmodelle und bessere Betreuungsangeboteschaffen, um mehr Frauen in Vollzeitbeschäftigung zu bringen.

 

Auch ältere Arbeitnehmer bieten Potenzial, das noch nicht vollständig genutzt wird. Viele ältere Mitarbeiter verfügen über wertvolle Berufserfahrung, die für Unternehmen besonders in Zeiten des Fachkräftemangels von großem Nutzen sein kann. Firmen, die Programme zur Verlängerung der Erwerbsdauer und flexible Teilzeitmodelle für ältere Mitarbeiter anbieten, können von diesem Erfahrungsschatz profitieren und gleichzeitig den Wissensverlust durch den Ruhestand verringern​ (Stellenmarkt).

 

Fazit: Ein vielschichtiges Problem erfordert eine Vielzahl von Lösungen

Der Fachkräftemangel in Deutschland ist eine Herausforderung, die auf vielen Ebenen angegangen werden muss. Während staatliche Maßnahmen wie das Bürgergeld und Weiterbildungsprogramme langfristig helfen können, bleibt der Erfolg von Unternehmen stark von ihrer Anpassungsfähigkeit und der Attraktivität ihrer Arbeitgebermarke abhängig. Innovative Ansätze wie Employer Branding und Social Recruiting bieten Unternehmen die Möglichkeit, sich im „War for Talents“ durchzusetzen und qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen. Gleichzeitig müssen ungenutzte Potenziale, wie die höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen und älteren Arbeitnehmern, stärker in den Fokus rücken.

Unternehmen, die proaktiv handeln, sich an die neuen Anforderungen anpassen und moderne Recruiting-Methoden anwenden, haben die besten Chancen, den Fachkräftemangel zu überwinden und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

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