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Milliarden-Investitionen: Deutsche Branche boomt

4. Oktober 2024

13:30

FachkraftFokus

istock.com/ BrianAJackson

Nach der Finanzierungsflaute, die Biotech-Unternehmen nach der Coronapandemie hart getroffen hatte, zeichnet sich nun eine deutliche Erholung ab. Die deutsche Branche erlebt eine Renaissance des Kapitals. Mehr als 1,6 Milliarden Euro flossen in den ersten neun Monaten dieses Jahres in deutsche Biotech-Firmen. Das entspricht einem Anstieg von fast 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese Zahlen, die vom Branchenverband Bio Deutschland und der Beratungsgesellschaft EY stammen und exklusiv vorliegen, verdeutlichen die Rückkehr des Investoreninteresses.

Auch internationale Geldgeber geben Anlass zur Zuversicht. Kurma Partners, ein namhafter Wagniskapitalgeber aus Paris, hat die Auflage eines neuen Fonds angekündigt, der sich auf europäische Biotechnologie konzentriert. Mit einem Volumen von 250 Millionen Euro wird dieser Fonds der größte in der Geschichte des Unternehmens sein. Rund 140 Millionen Euro sind bereits zugesagt, während der Rest bis Ende des kommenden Jahres folgen soll. Die Investitionen fokussieren sich auf Europa, wo Kurma bereits Unternehmen wie SciRhom unterstützt hat. Dieses ist auf die Behandlung von Autoimmunerkrankungen spezialisiert. In einer Serie-A-Finanzierung konnte SciRhom im Sommer 63 Millionen Euro sichern – ein klares Zeichen dafür, dass großes Vertrauen in die Innovationskraft dieser Branche besteht.

Großes Lob für die deutsche Branche

Peter Neubeck, Partner bei Kurma, betont die zunehmende Professionalität der deutschen Biotech-Unternehmen. Diese hätten in den vergangenen Jahren mehrfach bewiesen, dass sie nicht nur konkurrenzfähig, sondern auch äußerst innovativ sind. Erfolgsgeschichten wie die von Biontech, die Entwicklung von Impfstoffen oder die milliardenschwere Übernahme des Pioniers Morphosys durch den Pharmariesen Novartis, belegen den Wert der deutschen Biotech-Expertise. Auch die Übernahme von Cardior, einem Spezialisten für Herzkrankheiten, durch den dänischen Konzern Novo Nordisk zeigt, dass „Biotech made in Germany“ zunehmend gefragt ist.

Ein weiteres Indiz für die positive Entwicklung ist die steigende Zahl großer Finanzierungsrunden. In diesem Jahr gab es bereits drei Deals. Bei denen wurden jeweils über 100 Millionen Euro eingeworben. Alle liegen im Raum München. Zu den Begünstigten gehören ITM SE, Catalym und Tubulis, die sich allesamt auf innovative Krebstherapien konzentrieren. Doch trotz dieser Erfolge bleibt Deutschland im internationalen Vergleich zurück. Während man hierzulande von Januar bis September rund 803 Millionen Euro an Wagniskapital investierte, flossen im gleichen Zeitraum mehr als 13 Milliarden Euro in den US-Biotech-Sektor. Die Technologiebörse Nasdaq bleibt für viele deutsche Firmen die erste Wahl, wenn es um Börsengänge geht. Sie bietet das notwendige Expertenumfeld und höhere Bewertungen, um die teuren Studien zu finanzieren, die zur Marktreife eines Medikaments notwendig sind.

Börsengang unumgänglich?

Auch Claudia Ulbrich, Chefin von Cardior, sieht die Nasdaq als fast unvermeidlichen Schritt, wenn hohe Summen nötig sind. Letztlich entschied sich Cardior aber, sich dem dänischen Pharmakonzern Novo Nordisk anzuschließen, der mehr als eine Milliarde Euro für die Übernahme zahlte. Mit der Übernahme will Novo Nordisk seine Präsenz im Bereich der kardiovaskulären Erkrankungen erweitern.

Ein Lichtblick an der deutschen Börse ist der aktuelle Gang von Pentixapharm in Frankfurt. Als erste Biotech-Firma seit 2016 wagt sich das Unternehmen dorthin, auch wenn die Struktur des Börsengangs, eine Kombination aus Abspaltung und öffentlichem Angebot, letztlich die Entscheidung erleichtert hat. Mit einem geplanten Erlös von 19,9 Millionen Euro und einer Bewertung von 126,5 Millionen Euro ist der Börsengang ein kleiner, aber symbolisch wichtiger Schritt für den hiesigen Markt. Frankfurt bleibt jedoch weiterhin nur eine Randoption in einem globalen Wettbewerb, der zunehmend von den USA dominiert wird.

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